Über das Projekt

Worum genau geht es bei EfficientCitizens?

Die Dringlichkeit, aktiv gegen den Klimawandel vorzugehen, nimmt immer mehr zu. Trotz dieser Gewissheit haben unser Energiehunger und die damit immer noch verbundenen CO2-Emissionen in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Der Konsum von fossilen Energieträgern ist nicht nur eine Bedrohung für unsere natürliche Lebensgrundlage, sondern macht uns abhängig und politisch erpressbar – das hat uns der russische Angriffskrieg in der Ukraine drastisch vor Augen geführt. Um aus den Abhängigkeiten und der Nutzung fossiler Energieträger herauszukommen, brauchen wir neben dem intensiven Ausbau der erneuerbaren Energien einen deutlich geringeren Energiekonsum. Die energetische Sanierung unserer Häuser kann hierzu einen großen Beitrag leisten.

Im Gebäudesektor schlummern besonders große Potenziale für die Reduktion von Treibhausgasen. Sein Anteil am Endenergieverbrauch beträgt immerhin 29 Prozent. Strom, Heizen, Warmwasser – das alles braucht Energie.

Angesichts der massiv gestiegenen Energiepreise wollen immer mehr Hausbesitzende energetische Maßnahmen an ihrem Zuhause durchführen. Doch aktuell sind Termine für eine Energieberatung nur nach längerer Wartezeit zu bekommen. Das Projekt EfficientCitizens will deshalb gemeinsam mit Hauseigentümerinnen und -eigentümern Wege entwickeln, wie erste Schritte zur energetischen Modernisierung gemeinschaftlich und nachbarschaftlich organisiert werden können.

 

Hintergrund

Acht von zehn deutschen Haushalten wissen, dass die Modernisierung von Häusern wichtig für den Klimaschutz und das Gelingen der Energiewende ist. Dies ergab eine Umfrage des Instituts TNS Emnid. Trotzdem ist die Zahl der energetischen Modernisierungen sehr niedrig: Nur etwa jedes hundertste Haus wird pro Jahr modernisiert. Die Klimaziele der Bundesregierung im Gebäudebereich können so bis 2045 nicht erreicht werden.

Entsprechend kam die Energiewende im Gebäudebereich nur sehr langsam voran, doch das ändert sich aktuell: Bei den zuletzt stark gestiegenen Energiepreisen lohnen sich Investitionen in Sanierungsmaßnahmen deutlich schneller. Deshalb steigt aktuell die Nachfrage nach Energieberatungen und Handwerker*innen – so stark, dass die Kapazitäten im Handwerk und bei Energieberater*innen knapp geworden sind. Es braucht deshalb weitere Akteure, die Wissen zum Thema Sanierung haben und es weitergeben können.

Aus diesem Grunde möchte das Vorhaben EfficientCitizens untersuchen, inwieweit sich Hausbesitzende in einem Austausch im Freundes-, Bekanntenkreis oder mit Nachbar*innen gegenseitig beim Thema Haussanierung unterstützen können. Und welche Schritte zur Sanierung schon vor Einbindung der Profis sinnvoll in Eigenregie erfolgen können.

Herausforderung

Erfahrene Eigenheimbesitzer*innen wissen: Ohne eine Energieberatung sollte keine anspruchsvolle Modernisierung angegangen werden. Daher fördert die Bundesrepublik die Beratungen erheblich. Aber viele Schritte auf dem Weg zur Sanierungsentscheidung können schon vor der Energieberatung angegangen werden. Hausbesitzende, die schon selbst saniert haben, können sich viel besser in die Situation von Sanierungsinteressierten reindenken und wertvolle Tipps geben. Und dabei helfen, all jene Daten zusammenzutragen, die später in der Energieberatung oder bei der Umsetzung benötigt werden und folglich den Energieberater oder die Energieberaterin entlasten.

EfficientCitizens untersucht und erprobt deshalb im Rahmen einer großen Feldstudie Informations- und Kommunikationsformate zwischen Hausbesitzenden, die Entscheidungen für energetische Sanierungen und für die Nutzung geförderter Energieberatungen unterstützen. Das Forschungsprojekt setzt dabei auf einen bürgerwissenschaftlichen Ansatz und arbeitet mit erfahrenen Sanierern und Saniererinnen zusammen. Ihre Erfahrung hat ihnen zu Expertise für den ganzen Modernisierungsprozess verholfen – und diese Expertise möchten wir nutzen.

Zielsetzung

EfficientCitizens möchte mehrere Forschungsfragen in einem bürgerwissenschaftlichen Ansatz untersuchen:

  • Wie können sich Hauseigentümer*innen in Zeiten knapper Energieberatungs-Kapazitäten beim Thema Sanierung gegenseitig mit Rat unterstützen?
  • Kann der Kontakt auf Augenhöhe dazu beitragen, mehr Hauseigentümer*innen zu einer Sanierung zu ermutigen?
  • Und können hierbei bereits Vorarbeiten für folgende Sanierungsschritte geleistet werden, auf die Handwerker*innen oder Energieberater*innen aufsetzen können?

Forschungsdesign

Die Feldstudie unter Beteiligung der Bürgerwissenschaftler*innen findet in drei Phasen statt:

Phase 1: Vorbereitung

  • Fachliches und methodisches Training der Teilnehmenden mit Sanierungserfahrung (Sanierungsbotschafter*innen)
  • Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung zwischen Sanierungsbotschafter*innen und Sanierungsinteressierten

Phase 2: Erfahrungsaustausch

  • Sanierungsbotschafter*innen führen strukturierte Gespräche bei und mit Sanierungsinteressierten: ein Fragebogen wird gemeinsam ausgefüllt, Daten zum Haus und zu Sanierungswünschen erfasst, Erfahrungen zum Thema Sanierung ausgetauscht.

Phase 3: Auswertung

  • Wissenschaftliche Auswertung des Erfahrungsaustauschs
  • Evaluations-Workshop mit Teilnahme der Bürgerwissenschaftler*innen

„Citizen Science“ als Forschungsansatz

EfficientCitizens folgt dem Ansatz “Citizen Science”. Die teilnehmenden Bürger*innen nehmen dabei verschiedene Aufgaben wahr:

Sie

  • wirken mit an der Konzeption des Erhebungsdesigns,
  • erhalten eine Schulung zu wissenschaftlichen Methoden der Datenerhebung und aktuelle Fachinformationen,
  • führen Gespräche und Befragungen mit Sanierungsinteressierten durch und
  • und nehmen an der Datenauswertung teil.

Jene Hausbesitzende, die bereits saniert haben, geben aber auch ihre ganz persönlichen Sanierungserfahrungen weiter und sind damit Sanierungsbotschafter*innen. Denn sie waren selbst bereits in der Situation, eine Sanierung zu planen und haben damit einen besseren Draht zu Eigenheimbesitzer*innen in derselben Situation.

Aus der sozialen Vergleichsforschung wissen wir, dass solche Peers – also Personen auf Augenhöhe – anders wahrgenommen und ihre Expertise als verlässlicher eingeschätzt wird, als die von fremden Personen, mit denen man keine Gemeinsamkeiten teilt. Aus diesem Grund kann sich hier besser ein Vertrauensverhältnis bilden. Welchen Effekt diese Konstellation auf die Sanierungsentscheidung hat, untersucht EfficientCitizens ebenfalls.

 

Weitere Informationen zum Ablauf und was Sie als mitwirkende Bürgerwissenschaftler*innen in unserem Forschungsprojekt EfficientCitizens Erwartet finden Sie auf unserer Mitmachen-Website.